Wir brauchen mehr Gretas

 

In der Arbeitswelt und überall sonst.

 

Greta Thunberg ist mit ihrem #Fridaysforfuture das Gesicht einer neuen Klimabewegung. Aber die junge Frau steht für noch so viel mehr. Eine Sechzehnjährige, die sich traut, unbequem zu sein, die den Finger in die Wunde legt, die Missstände radikal anspricht und die offen und selbstbewusst mit ihrer psychischen Erkrankung umgeht. Greta Thunberg leidet am Asperger-Syndrom. Für das, was sie gerade tut, nämlich sich zum Thema Klimaschutz zu äußern, spielt das eigentlich keine Rolle, für ihre Kritiker in den sozialen Medien aber schon. Greta sei "verhaltensgestört", "geistesgestört" oder "psychisch gestört" und ihre Argumente damit sowieso nichtig.

 

So beschämend dieses Verhalten gegenüber einem sechzehnjährigem Mädchen ist, es offenbart noch einen ganz anderen Aspekt: die offene Diskriminierung von Menschen mit psychischer Erkrankung trotz aller Bemühungen der Entstigmatisierung in den letzten Jahren. Ihr Asperger-Syndrom, das für den Diskurs völlig irrelevant ist, wird als Argument herangezogen, um sie als unglaubwürdig oder gar unmündig darzustellen. Ein willkommener Umstand, um sich nicht mit ihren Positionen auseinandersetzen zu müssen. Dieses gruselige, rückständige Bild von Menschen mit psychischen Erkrankungen ist bestimmt nicht die Regel und durch den Hype in den Medien sehr zugespitzt, dennoch gibt es auch im Jahr 2019 keinen offenen, selbstverständlichen Umgang mit psychischen Erkrankungen. Vor allem nicht in Spitzenpositionen, in Politik, Wirtschaft oder Sport. Klar, es bewegt sich was, es gibt Prominente, die sich "outen" und zahlreiche Initiativen, die sich um Entstigmatisierung bemühen.

 

Aber – wir brauchen mehr Gretas! Mutige Menschen, die zeigen #wirsindviele und #wirsindganzunterschiedlich. Denn auch Menschen mit einer psychischen Erkrankung haben eine Stimme, sie können Karriere machen, andere begeistern und die Welt verändern. Trotz oder gerade wegen ihrer Erkrankung.